So verhandelst du beim Vorstellungsgespräch erfolgreich dein Gehalt
Das Vorstellungsgespräch ist deiner Meinung nach bis jetzt gut verlaufen, du hast das Gefühl, gut zur ausgeschriebenen Stelle und zum Unternehmen zu passen, hast deiner Einschätzung nach befriedigende Antworten auf die Fragen deines Gegenübers gegeben – doch eine Sache steht noch an: Die Frage nach deinen Gehaltsvorstellungen.
Diese Frage erachten viele BewerberInnen als unangenehm – muss sie aber nicht sein, denn dein Gehalt ist die Abgeltung deiner Arbeitsleistung und muss dementsprechend fair und passend sein.
Um das Thema Gehalt erfolgreich abschließen zu können, sind Strategie und Timing wichtig. Hier hast du als BewerberIn Einfluss auf den Ablauf – lenke das Gespräch in die richtigen Bahnen.
Vorbereitung ist alles
Wichtig ist, dass du deinen Marktwert kennst. Dieser setzt sich grundsätzlich zusammen aus der branchenüblichen Gehaltsspanne und deinen persönlichen und fachlichen Fähigkeiten, die du für diese Stelle mitbringst.
Unser CARPE DIEM Expertentipp: Erkundige dich, welcher Kollektivvertrag in dem Unternehmen zum Tragen kommt und schau dir die jeweiligen Mindestentgelte an. Diese weisen auf alle Fälle schon mal in die richtige Richtung. Zusätzlich dazu kannst du dann mit Wissen ums Unternehmen beim Personalverantwortlichen punkten.
Vielleicht kennst du ja auch jemanden, der im Unternehmen arbeitet und dir Infos über Entlohnungsmodelle (All In Vereinbarungen, Überstundenpauschalen,…), Provisionsvereinbarungen oder Prämien geben kann. Dann kannst du dir schon im Vorhinein überlegen, wie du mit Vorschlägen in diese Richtung im Gespräch umgehst.
Zusätzlich dazu ist es auch noch entscheidend, wie das Unternehmen finanziell dasteht. Wurden in den letzten Jahren Gewinne eingefahren? Befindet sich das Unternehmen auf Expansionskurs? Wie schauen die Wirtschaftsprognosen in der jeweiligen Branche aus? In Zeiten von Gewinnen, Expansion und bei Hochkonjunktur schaut die Personalpolitik natürlich ganz anders aus als in anderen Phasen des Wirtschaftszyklus. Wenn du dir im Vorfeld diese Informationen einholst, kannst du auch dementsprechend vorbereitet in die Verhandlungen gehen.
Deine Fähigkeiten sind entscheidend
Wenn du über persönliche und fachliche Fähigkeiten und Kenntnisse verfügst, die dein zukünftiger Arbeitgeber dringend sucht, am Arbeitsmarkt aber nicht so leicht zu finden sind, bist du auf alle Fälle in einer guten Verhandlungsposition. Schätze vor dem Gespräch für dich selbst die Situation ein – zu hohes Pokern kann auch unsympathisch und arrogant wirken. Außerdem ist die Erwartungshaltung an dich und deine Leistungen dann in der Folge so hoch, dass du im Arbeitsalltag wahrscheinlich schwer überzeugen können wirst.
Wenn du höhere Gehaltsvorstellungen hast als das Unternehmen, ist es entscheidend, die höheren Vorstellungen argumentieren zu können – etwa mit Zusatzqualifikationen, mit speziellen relevanten Berufserfahrungen oder mit Kenntnissen, die andere BewerberInnen wahrscheinlich nicht mitbringen. Mit dem eigenen Lebensstil und mit finanziellen Verpflichtungen wird sich dein zukünftiger Arbeitgeber deutlich schwerer überzeugen lassen.
Das richtige Timing
Grundsätzlich ist es meist der Personalverantwortliche, der das Thema Gehalt ansprechen wird. Doch wenn er das nicht tut – solltest du es tun, oder lieber einfach zuwarten?
Grundsätzlich sollte auf alle Fälle bereits beim Erstgespräch zumindest eine finanzielle Richtung vorgegeben werden. Sollten die Vorstellungen hier total unterschiedlich sein, erspart man allen Beteiligten die Weiterführung des Bewerbungsprozesses.
Nun ist das richtige Timing gefragt: Bringst du deine Gehaltsvorstellungen zu früh ins Spiel, signalisierst du mehr Interesse an Geld als an der ausgeschriebenen Stelle. Wartest du zu lange, kann das vielleicht Unsicherheit signalisieren.
Grundsätzlich gilt: Über das Gehalt darf gesprochen werden, sobald klar ist, dass das Unternehmen Interesse an dir hat – und umgekehrt. Im Zweifel frage ruhig nach: „Ich kann mir wirklich gut vorstellen, diese Stelle anzutreten und ich habe den Eindruck, dass ich die Fähigkeiten mitbringe, die Sie suchen. Sehe ich das richtig?“
Auch wenn das Interesse des Unternehmens und die fachlichen Details geklärt sind, ist es nicht ratsam, gleich direkt nach dem Gehalt zu fragen oder deine monetären Vorstellungen gleich preis zu geben. Lenke das Gespräch lieber in die richtige Richtung – erkundige dich zum Beispiel über Wochenarbeitszeit, Überstundenregelungen und –abgeltungen, und dergleichen. Im Normalfall landet man so automatisch beim Thema Gehalt.
Wie spricht man übers Geld?
In Österreich haben viele BewerberInnen eine Scheu davor, Wunschgehälter anzugeben. Für viele fühlt es sich nicht richtig an, Forderungen zu stellen. Allerdings ist das Entgelt eine Abgeltung der Arbeitsleistung, die man fürs Unternehmen erbringen wird – also absolut gerechtfertigt. Zumal muss das Entgelt natürlich für beide – also auch für dich passen, damit du ein/e langjährige/r und zuverlässige/r MitarbeiterIn wirst.
Aktuelle Bezüge musst du nicht unbedingt angeben, Hier kannst du durchaus einen gewissen Rahmen nennen – zum Beispiel: „Mein Jahresgehalt bewegt sich im branchenüblichen Mittel.“
Die konkrete Frage nach Ihrem Wunschgehalt lässt sich da schon viel leichter beantworten. Nenne aber keine Summe, sondern lieber eine Spanne, die für dich in Frage kommt.
Unser CARPE DIEM Expertentipp: Für Personalchefs sind immer Bruttogehälter ausschlaggebend – natürlich kannst du auch Nettobeträge angeben – wenn du allerdings weißt, was netto in brutto ist und umgekehrt, macht das auf alle Fälle einen professionelleren Eindruck.
Reagiert dein Gegenüber zögerlich oder ist ein konkretes Angebot niedriger als erwartet, frage nach eventuellen zusätzlichen Leistungen. Oft gibt es steuerfreie Pensionsvorsorge, Fahrtgeld, Zuschüsse zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Benzingutscheine, Essensmarken und ähnliche Vergünstigungen. Solche Bonusleistungen werden oft leichter gewährt als ein höheres Entgelt, da sie nicht mit Lohnnebenkosten behaftet sind.
Am Ende geht es vor allem darum, wie attraktiv der angebotene Job und das dazugehörige Unternehmen für dich ist und wie weit du dafür Erwartungen an das Gehalt zurückschrauben kannst, ohne deine Lebensqualität zu mindern. Denn eines ist klar: Der beste Job, ist der, der dir (an den meisten) Tagen Spaß macht – das Gehalt muss entsprechend sein, aber ist nicht der alles entscheidende Faktor für ein erfülltes Arbeitsleben!